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Die Sanders Kampagne ist in einer Disziplin der Kampagnenführung extrem geschickt: Dem subtilen Post-Ergebnis Spin. Guter Spin funktioniert nur dann, wenn er nicht direkt aus der Kampagne kommt oder einer Kampagne zugeschrieben werden kann. Nach der knappen Niederlage in Iowa tauchten plötzlich Geschichten davon auf, dass in sechs Caucusus Clinton per Münzwurf gewonnen hätte. Das stimmt auch – teilweise. Denn Sanders gewann “auch eine Handvoll” dieser Münzwürfe und die Ergebnisse dieser – durchaus fragwürdigen – Entscheidungsmethode hat das Endergebnis nicht wahnsinnig beeinflusst.
Jetzt, nach dem überwältigenden Sieg von Sanders in New Hampshire macht eine neue Aufregung die Runde:
Die kurze Antwort ist: Das stimmt – fast.
Stand heute werden gleich viele Delegierte aus New Hampshire am Parteitag für Clinton und für Bernie Sanders stimmen. Das liegt daran, dass in beiden Parteien nicht alle Delegierten pro Bundesstaat per Wahl entschieden werden.
Es gibt pledged und unpledged delegates – letztere haben unter dem Begriff Superdelegate schon 2008 Furore gemacht. Die Demokratische Partei hat relativ viele dieser Superdelegates, nämlich alle PLEOs- Party Leaders and Elected Officials: all Democratic members of the United States Congress, Democratic governors, members of the Democratic National Committee, „[a]ll former Democratic Presidents, all former Democratic Vice Presidents, all former Democratic Leaders of the U.S. Senate, all former Democratic Speakers of the U.S. House of Representatives and Democratic Minority Leaders, as applicable, and all former Chairs of the Democratic National Committee.”
Und die dürfen – im Gegensatz zu den pledged delegates – wählen, wie sie wollen und nicht was ihnen die Vorwahl vorgegeben hat. Insgesamt gibt es wesentlich weniger Superdelegates – zwischen 10-20% pro Bundesstaat – als solche, die über die Vorwahlen bestimmt werden und sie sind auch wesentlich flexibler, was ihre Entscheidung betrifft: 2008 wechselten etwa 50 Superdelegates die Seite und beugten sich der demokratischen Mehrheit, obwohl sie sich ursprünglich für Clinton ausgesprochen hatten. Trotzdem können sie im Ernstfall natürlich das Zünglein an der Waage sein, sollte das Rennen wirklich knapp werden.
Das Endergebnis in New Hampshire
Zurück nach New Hampshire: Während Sanders also 15 der 24 pledged delegates bekommt, hat Clinton sechs ehemaligen Party Officials auf ihrer Seite – und damit steht es 15:15 (und zwei unentschlossene Superdelegates).
Das ist nichts, was erst seit gestern bekannt ist. Tatsächlich hat Clinton schon fast 400 Endorsements aus allen Bundesstaaten. Dass Clinton, die seit 25 Jahren in der demokratischen Partei aktiv ist und für viele Elected Officials Fundraiser veranstaltet und Endorsements abgegeben hat, mehr Verbündete in der Partei hat, als ein Kandidat, der bis letzten April Unabhängig war und sehr bewusst nie für andere wahlgekämpft hat, ist wenig überraschend.Die Wahrscheinlichkeit, dass Sanders mehr pledged delegates hat, aber an den Superdelegates scheitert, ist allerdings gering.
Dennoch passt es gut ins Narrativ der Sanders Kampagne, das eine Verschwörung des Establishments gegen den Aussenseiter wittert.