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08. Oct. 2015
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08. Nov. 2016
Die Macht der Bilder

Die Macht der Bilder

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte – und das ist wohl auch der Grund, warum Bilder in unserer Zeit zu einem der wichtigsten Kommunikationsmittel geworden sind. Das gilt auch für Wahlkampagnen – nicht nur in den USA.

Ohne Bilder geht heute gar nichts mehr. In den Printmedien ist der „Bildanteil“ – also das Verhältnis zwischen Foto- und Textflächen – in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Im Internet ist der gleiche Trend zu beobachten (dem nicht nur die sozialen Medien immer mehr Rechnung tragen) und im Bildmedium Fernsehen hat man ohne ansprechende (Bewegt-)Bilder ohnehin keinen Auftrag. Selbst RadiomacherInnen schätzen eine „bildhafte“ Sprache, damit sie im beständigen Kampf um die besten Bilder nicht auf der Strecke bleiben.

Der Grund dafür ist einfach: Bilder sind stark. Wie ein Magnet ziehen sie unsere Aufmerksamkeit auf sich, werden rascher erfasst als Texte und schießen unbewusst ins emotionale Zentrum unseres Gehirns – noch bevor wir artikulieren können, was wir eigentlich sehen. Wären Bilder nicht so wirksam, würde Werbung vor allem aus Text bestehen. Doch Fotos sind mächtiger, weil sie Inhalte verdichten, Geschichten erzählen und dabei dennoch das Gefühl vermitteln, wir könnten uns ein eigenes Bild vom Geschehen machen.

Bilder lügen nicht? Von wegen …

Letzteres ist besonders fies, denn Bilder waren schon in der Prä-Photoshop-Ära nicht objektiver als andere Inhalte. Die Manipulation beginnt dabei nicht erst bei der gezielten Nachbearbeitung: Schon im Moment der Aufnahme können gestalterische Aspekte wie Bildausschnitt, Perspektive oder Bildstil eine subtile Botschaft vermitteln. Es macht schließlich einen Unterschied, ob von einer Kundgebung bunte Bilder hoffnungsvoller Gesichter einzelner DemonstrantInnen oder die farbreduzierte Totalaufnahme einer bedrohlich-anonymen Masse gezeigt werden – wahlweise kontrastiert mit Gruppenbildern hochgerüsteter Polizeikordons oder dem Porträt eines besorgten Ordnungshüters. Durch den Bildausschnitt, Bildkombinationen (oder, im TV, dem Schnitt) sowie entsprechende Begleittexte lässt sich beinahe für jede Geschichte der passende Bild- bzw. Videobeweis erbringen. Und was sich hinter der Kamera abspielt, liegt ohnehin im toten Winkel der Medienwirklichkeit.

Die Mechanismen der Bildauswahl tragen viel zur Verstärkung des Momentums einer Kampagne bei. Obwohl es von allen KandidatInnen sowohl vorteilhafte als auch unvorteilhafte Bilder gibt: Wer die Nase vorne hat, wird mit einem strahlenden Lächeln gezeigt, wer hinten liegt, mit zusammengekniffenen Mund – eine Text-Bild-Schere wäre dem Publikum schließlich kaum zumutbar.

Die Selfie Election

Bilder und Fotos spielen in den Wahlkampagnen der USA schon seit jeher eine große Rolle. Das Wahljahr 2016 könnte dabei allerdings alle Rekorde brechen und das bislang meistfotografierteste in der Geschichte der US-Politik werden.

Der Grund dafür: Smartphones, soziale Medien und das damit verbundene UserInnen-Verhalten (vor allem jüngerer WählerInnen). In den US-Medien ist deshalb schon von einer Selfie Election die Rede. Das erfordert auch von den KandidatInnen und Kampagnen neue Strategien:

So persönlich und hautnah wie heuer waren KandidatInnen und WählerInnen noch nie zu sehen. (Fotos von Menschen, die auf Wahlveranstaltungen Selfies von sich machen, dürfen in den Sammlungen der besten Fotos dieses Wahljahres, die man in diesen Tagen vielerorts findet, jedenfalls nicht fehlen.)

Politische Ikonographie

Bildern und Bildinszenierungen kommt in den Überlegungen politischer Kampagnen nicht erst seit gestern eine große Bedeutung zu, wie der eher junge Wissenschaftszweig der politikwissenschaftlichen Bildforschung bzw. der „politischen Ikonographie“ zeigt. Das 2011 erschienene Handbuch der politischen Ikonographie belegt dies auf schlanken 1.137 Seiten sehr eindrucksvoll.

Aus einigen Erkenntnissen dieser Disziplin möchte ich heute – für WahlkämpferInnen und kritische BeobachterInnen – ein paar „Basics“ der Bildinszenierung ableiten, die sich nicht zuletzt an einigen Grundregeln der Theaterkunst orientieren:

  • Handlungen setzen: Mit Ausnahme von Porträtfotos sollten alle Bilder eine Handlung zeigen, sonst erzählen sie keine Geschichte – und sind für Medien stinklangweilig. Ein Gruppenfoto im Stil der Panini-Album-Pickerl von Fußball-Nationalmannschaften schafft es selbst in ein Bezirksblatt nur mehr mangels entsprechender Alternativen. Wer den Kleinen im Kindergarten nicht wenigstens aus einem Buch vorliest oder sich beim Besuch einer Betriebskantine nicht einmal an der Essensausgabe versucht, muss als KandidatIn Nachhilfestunden nehmen.
  • Requisiten verwenden: Requisiten und Kostüme sind wichtige Hilfsmittel, um sprechende Bilder zu erzeugen. Diese wollen allerdings fachgerecht eingesetzt werden: Besuch in einer Autofabrik? Rein in den Wagen (aber bitte nur auf dem Fahrersitz Platz nehmen). Wahlkampfauftritt in Texas? Cowboyhut nicht vergessen (aber Hände weg vom Lasso – zumindest wenn man im einstigen Brotberuf nicht RodeoreiterIn war). Fototermin in einer Tischlerei? Mit den sich anbietenden Werkzeugen hantieren (aber bitte vorher nach deren fachgerechter Handhabung erkundigen).
  • Den Hintergrund nutzen: Wie im Theater, sorgt auch bei Kampagnenauftritten die Kulisse für die Atmosphäre. KandidatInnen sollten immer vor einem Hintergrund stehen, der eine Botschaft vermittelt, z. B. mit einem starken Slogan auf der Bühnenwand, einer dichte Menschenmenge (zusammengesetzt aus allen Bevölkerungsgruppen) oder der Landesflagge – am besten aber gleich alles zusammen.
  • Keine Berührungsängste: Menschen haben oft eine gewisse Scheu, auf fremde Personen (insbesondere wenn es sich dabei um bekannte PolitikerInnen handelt) einfach locker zuzugehen. KandidatInnen dürfen sich diesen Luxus nicht leisten – sie müssen die Fähigkeit haben, diese Distanz bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu überwinden. Andernfalls lässt sich ihre Volksnähe nicht bildhaft dokumentieren.
  • An die FotografInnen denken: Diese letzte Regel klingt einfach, wird aber in vielen Kampagnen missachtet. Manche PressesprecherInnen sind so darauf fixiert, die RedakteurInnen zu betreuen, dass sie auf die FotografInnen schlicht vergessen. Doch wer die Bedürfnisse dieser Gruppe ignoriert, darf sich nicht über unvorteilhafte Fotos in der Zeitung wundern …

Ich könnte hier noch stundenlang über visuelle Symbole, Körpersprache, Bekleidungscodes, beliebte Fallen, den Umgang mit Pannen und vieles mehr schreiben – denn Bildinszenierungen sind ein immens weites Feld. Die obigen Empfehlungen verstehen sich wirklich nur ein kleines 1 x 1 im Vergleich zur höheren Mathematik, die US-Wahlkampagnen in ihrem Bestreben nach den besten Bildern betreiben.

So ist es kein Zufall, wenn das Weiße Haus mit Pete Souza einen Spitzenfotografen beschäftigt, der sich mit dem Titel „Chief Official White House photographer for President Barack Obama and Director of the White House Photography Office“ schmücken darf. Souza machte in dieser Funktion etwa 20.000 Bilder pro Woche (!) und wurde 2011 vom Politikmagazin The New Republic – vollkommen zu Recht – zu „Washington’s most powerful, least famous people“ gezählt.

Ansätze dieser Art sind auch in Österreich anzutreffen. Wie Bundeskanzler Christian Kern mit Fotos Politik macht, hat u. a. DerStandard.at eingehend beschrieben und die Politikwissenschafterin Petra Bernhard hat dazu einen sehr interessanten Blogpost veröffentlicht.

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