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08. Oct. 2015
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08. Nov. 2016
In der Zielkurve

In der Zielkurve

Der US-Wahlkampf ist in die Zielkurve eingebogen. Jetzt ist die Zeit, in der die Kampagnen Nerven bewahren und noch ein letztes Mal alle Kräfte mobilisieren müssen – neu erfinden können sie sich hingegen nicht mehr.

Mit der ersten presidential debate hat in dieser Woche die letzte Phase des heurigen US-Wahlkampfs begonnen. Seit über einem Jahr sind die Kampagnenteams bereits im Einsatz, doch viele WählerInnen fangen erst jetzt an, sich mit ihnen ein wenig genauer zu beschäftigen – schließlich gibt es wichtigere Dinge im Leben als Politik. Wäre dieses Rennen ein Marathon (und das ist es weitaus eher als eine Sprintdistanz), dann hätten wir gerade Kilometer 40 oder 41 hinter uns gelassen – das Ziel ist jedenfalls nicht mehr weit.

Nach ihrem beeindruckenden post-convention bounce sah es fast schon so aus, als hätte Hillary Clinton einen so komfortablen Vorsprung, dass sie bloß noch darauf achten müsste, die Schlussdistanz stolperfrei zu überstehen. Doch genau das ist ihrer Kampagne nicht gelungen. Seit Clintons verdammt schlechter Woche in der ersten Septemberhälfte ist ihr Zustimmungspolster in den Umfragen verschwunden. Innerhalb weniger Stunden verunglimpfte Clinton die Hälfte der Trump-Wähler als deplorables („Erbärmliche“) und sorgte mit einem Zusammenbruch am Rande einer 9/11-Gedenkveranstaltung – der mit einer verheimlichten Lungenentzündung erklärt wurde – für massive Spekulationen über ihren Gesundheitszustand.

 

Dank ihrer Performance in der ersten TV-Debatte hat Clinton nun wieder ein wenig Luft gewonnen. Zwar versuchte Trump, wie erwartet worden war, sich etwas moderater zu geben, es gelang ihm dabei aber kaum, so etwas wie fachliche Kompetenz zu vermitteln. Vor allem im Finish setzte Clinton ihren Kontrahenten durch präzise formulierte Angriffe sichtlich unter Druck. Trump fand keine passende Verbindung zwischen seinem Hang zum aggressiven „Counterpunch“ und dem Bemühen, präsidentiell zu wirken. Bemerkenswert war, dass es Trump nicht gelang, relativ vorhersehbare Attacken schlagfertig zu kontern. Manchmal verstärkte er Vorwürfe eher, z. B. jene zu rassistischen und sexistischen Aussagen von ihm sowie zum Thema seiner nicht veröffentlichten Steuererklärung. Häufig lächelnd vermittelte Clinton, dass sie die Debatte genoss. Trump wirkte im direkten „split screen“-Vergleich hingegen oftmals verärgert.

 

In Summe übertraf Clinton die eher hohen Erwartungen an sie und Trump stolperte über seine eigene Selbstgefälligkeit. Damit könnte diese TV-Debatte tatsächlich maßgeblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf dieses Wahlkampfs und das Ergebnis am 8. November haben. Wie an dieser Stelle bereits öfter erläutert, sind die Wahlen durch das early voting bereits angelaufen, dementsprechend zählt jeder Tag nun doppelt. Verlorenes Momentum kostet inzwischen echte Stimmen, wichtige Spendengelder und viel Energie – was sich nur mit einem entsprechenden Kraftakt wettmachen lässt.

Das Powerplay des Clinton-Camps

Das Clinton-Camp arbeitet hart daran, Trump nun nicht mehr in Sichtweite von Clinton kommen zu lassen und spielt Powerplay. In der vergangenen Woche ging es dabei insbesondere darum, Hispanics und afro-amerikanische WählerInnen zu mobilisieren, denn bei diesen beiden Zielgruppen der „Obama-Koalition“ schwächelt die Kandidatin der Demokratin. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass nun Michelle Obama gegen Donald Trump in den Ring steigt. Die First Lady ist mit ihren vergleichsweise hohen Beliebtheitswerten prädestiniert dafür, diese Zielgruppe anzusprechen.

Charakteristisch für diese Phase des Wahlkampfs sind auch Stories wie die von Alicia Machado, jener „Miss Universe“-Gewinnerin, die Trump mit Schimpfworten bedacht hat, die nicht nur bei Frauen berechtigten Unmut auslösen:

 

Der letzte Akt in diesem Stück sind die Enthüllungen der New York Times, dass Donald Trump fast zwei Jahrzehnte lang keine Steuern gezahlt haben könnte. Trumps Steuererklärungen – er ist der erste Präsidentschaftskandidat seit 1972, der sich weigert, sie zu veröffentlichen – sind eine schon seit längerer Zeit bestehende Angriffsfläche, die der Milliardär bislang nicht bereit (oder in der Lage) war zu entschärfen.

Die Clinton-Kampagne lässt sich diese Gelegenheit jedenfalls nicht entgehen. Eventuell gelingt es ihr, Trumps Steuervermeidungstechniken zur „October Surprise“ dieses Wahljahres zu machen, jedenfalls dürfte das Thema die nun kommende Woche dominieren …

 

In Summe scheint die Clinton-Kampagne den Wahlkampf nun wieder im Griff zu haben. Beim zweiten TV-Duell – das als town meeting mit Publikumsfragen abgehalten wird – wird der Erfolgsdruck auf Trump schon relativ hoch sein.

Die Phase der Zuspitzung

Dennoch werden wir in den nächsten Wochen wohl ziemlich sicher erleben, dass die Auseinandersetzung zwischen Trump und Clinton zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen stilisiert wird. Das liegt zum Einen daran, dass die Wahlen tatsächlich noch nicht gelaufen sind und in den letzten Wochen noch einmal alles in die Schlacht geworfen wird. Es liegt aber auch an der natürlichen Neigung der Medien, Spannung aufbauen zu müssen, um konsumiert zu werden. In Verbindung mit MeinungsforscherInnen, die sich nur ungern mit falschen Vorhersagen blamieren wollen, und Kampagnen, die ihre AnhängerInnen maximal mobilisieren wollen, können sich alle Seiten am einfachsten darauf verständigen, dass noch alles möglich ist.

Gleichzeitig können die Kampagnen in dieser Phase der Zuspitzung kaum noch etwas anderes tun, als ihrer bisherige Linie noch mehr Nachdruck zu verleihen. Rund einen Monat vor der Wahl sind schließlich alle entscheidenden Kampagnenoperationen bereits auf Schienen – oder zum Scheitern verurteilt. Natürlich haben die Teams auf beiden Seiten alle Hände voll zu tun, um täglich neue Angriffe abzuwehren und Gegenangriffe zu koordinieren, um in den Medien zu punkten und Misserfolge auszubügeln, um das dichte Programm in der Schlussphase in eine perfekte Gesamtinszenierung münden zu lassen. Doch alle diese Aktivitäten sind bereits mehr oder minder lange geplant und vorbereitet – jetzt wird nur mehr umgesetzt. Keine Kampagne ist mehr in der Lage, sich komplett neu zu erfinden. Da heißt es Nerven bewahren und noch ein letztes Mal alle Kräfte mobilisieren. Die StrategInnen auf beiden Seiten können nur mehr hoffen, mit ihren Einschätzungen richtig gelegen zu sein – oder andernfalls das Glück mehr oder minder unvorhersehbarer Ereignisse auf ihrer Seite zu haben.

Hoffen werden beide Lager bis zum Schluss, denn eine alte Wahlkampfregel lautet, dass Rennen erst im Ziel entschieden werden. Schließlich steht das Ergebnis erst am Wahltag fest. Und seit der US-Präsidentschaftswahl 2000 (und unserer diesjährigen Bundespräsidentenwahl) wissen wir, dass es sogar noch etwas länger als das dauern kann …

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