Wir schreiben das Jahr 1812. Der Gouverneur von Massachusetts, Elbridge Gerry, lässt die Wahlbezirke des State Senate neu ziehen. Einer der Bezirke nördlich von Boston schlängelt sich wie ein Salamander um einige Vororte herum, statt vorhandene Countygrenzen zur Orientierung zu nehmen, um seine Demokratisch-Republikanische Partei zu bevorzugen.
Eine Karikatur in der Boston Gazette später und ein Begriff für jenes Phänomen ist geboren, das die politische Landschaft der USA mehr prägt als irgendetwas sonst. Der von der Verfassung verlangte zehnjährliche Zensus führt auch zu einer Neuzeichnung der Wahlbezirke. Die Schwierigkeit: Die Verfassung regelt zwar das Endprodukt (eine Abgeordnete darf nicht mehr als – im Originaltext – 30,000 Menschen vertreten), allerdings nicht den Prozess dorthin. Und so suchen sich alle zehn Jahre PolitikerInnen ihre WählerInnen aus und ziehen die Wahlbezirke zu ihrem eigenen Machterhalt.
Wie das geht, erklärt Robert Reich in 30 Sekunden:
Eines der anschaulichsten Beispiele ist Austin, Texas. Anders als sein Heimatbundesstaat ist Austin eine liberale Hochburg. Dell, Facebook und Google sind die größten Arbeitgeber, es ist eine Stadt voller Musik und Punks. Es wäre groß genug, um von einem Kongressabgeordneten vertreten zu werden, der wohl Demokrat wäre. Stattdessen wird es von fünf Kongressabgeordneten vertreten. Samantha Bee, take it away: eine
Gerrymandering wird oft als Ursprung der Polarisierung in den Vereinigten Staaten genannt: Einerseits, weil Menschen in einem Land mit so hoher Mobilität und so einem direkten Einfluss von VertreterInnen auf lokale Politik (etwa Lehrpläne) sich eher Nachbarschaften aussuchen die eher ihrer politischen Einstellung entsprechen. Zweitens, weil in weniger umkämpften Bezirken in den Vorwahlen eher ideologisch stringente KandidatInnen gewinnen, als jene denen Wählbarkeit unter Unabhängigen zugesprochen wird.
Die Washington Post hat sich in einer Analyse vor einigen Monaten angesehen, wie Redistricting aussähe, würde man es nicht der Politik sondern einem Algorithmus überlassen- leider ohne den Schritt zu gehen tatsächlich zu analysieren, ob es Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Repräsentantenhaus hätte.