Eine zersplitterte Medienwelt macht es zwar schwerer mit einer Botschaft an einen Großteil der Bevölkerung durchzukommen, dafür leichter Medien zielgruppenspezifisch auszuwählen. Der Präsident ist ein Meister dieses Faches: Wenn er sich in die Debatte um die Besetzung des vakant gewordenen Verfassungsgerichtshofssessel einbringen will, schreibt er einen Gastkommentar für SCOTUSblog, ein Medium, das wirklich nur von den aller größten Verfassungsgerichtshofnerds gelesen wird. Wenn er jüngere AmerikanerInnen dazu bringen will, sich für die Gesundheitsversicherung zu registrieren, dann geht er als Gast Between Two Ferns oder macht Selfies bei Buzzfeed, oder er Slowjammed The News oder lässt sich von drei YouTubern interviewen. Kurz: Er weiß, wo unterschiedliche Zielgruppen ihre Nachrichten konsumieren und hat ein gezieltes Bestreben, vor allem bei größeren Kommunikationsinitiativen Menschen außerhalb von traditionellen Medien zu erreichen. Dabei passt er sich der Sprache des jeweiligen Mediums an, um die Menschen nicht bei dem zu unterbrechen, was sie interessiert und als „dieser Politiker der uns etwas erzählen will“ den Newsfeed zu stören, sondern das zu werden, was Menschen interessiert.
Zwar kann Barack Obama Hillary Clinton im Wahlkampf helfen, aber Präsident Obama kann das nicht: In den USA gibt es besonders strenge Regeln, was die Trennung von Kandidat und Amt angeht – das zeigt sich am offensichtlichsten in der Tatsache, dass es von allen PolitikerInnen zwei Social Media Accounts gibt (zB Senator Sanders und Bernie Sanders). Deshalb wurde etwa das Video in dem Obama Hillary endorsed zwar im Stil eines Präsidentschaftsansprachevideos, inkl alter Möbel im Hintergrund, gedreht aber nur von der Clinton Kampagne ausgespielt.
Als Präsident kann er Hillary nur über Bande helfen: Nämlich indem er möglichst viele junge Menschen zur Wahl bewegt. Bekanntermaßen müssen sich Menschen in den USA um wählen zu gehen extra registrieren. Vor allem um jüngere WählerInnen zu gewinnen, die möglicherweise gerade ins College gezogen sind und sich noch nicht umgemeldet haben – oder nie registriert haben, müssen Kampagnen diesen zusätzlichen Schritt gehen. Dabei kann der Präsident auch in seiner Rolle als Präsident helfen. Und so kooperierte er erneut mit Buzzfeed, in der Sprache von Buzzfeed, um ein Service zu bewerben, das es leicht macht sich zur Wahl zu registrieren.