Erst gestern bei der Aufnahme des Podcasts (der heute Nachmittag online geht) haben wir uns über die Fülle an Absurditäten unterhalten, die Trump’s Kandidatur mit sich bringt. Kaum aufgenommen kam auch schon die nächste Aussage, die seine beiden letzten zwei Wochen in den Schatten stellt.
In einer beiläufigen Bemerkung sagte Trump, was im besten Fall als Aufforderung einer bewaffneten Revolution und im schlimmsten Fall als Anweisung Clinton nach ihrer Wahl zu töten interpretiert werden kann. Der Wortlaut: „By the way, if she gets to pick, if she gets to pick her judges, nothing you can do, folks. Although the Second Amendment people, maybe there is, I don’t know“
Seit rund 12 Stunden ist das Internet zu einer sprachwissenschaftlichen Forschungseinrichtung geworden, die forensisch untersucht, was genau er gemeint haben könnte. Doch Trumpverteidiger haben wenig Interpretationsspielraum.
In einer republikanischen Logik ist der Satz auch garnicht so abwegig: Der zweite Verfassungszusatz räumt BürgerInnen das Recht ein Waffen zu tragen, um eine Tyranei durch die Regierung oder einen Despoten mit Waffengewalt beenden zu können. Wer die Neubesetzung von RichterInnen als Tyrannei versteht (und das tun RepublikanerInnen, denn sie bezeichnen alles, was etwa von Präsident Obama gegen ihren Willen erreicht wurde als ebensolche), der kann nur in weiterer Konsequenz eine bewaffnete Revolution fordern.
Selbst wenn Trump eine alternative Interpretation seines Satzes bieten könnte, steht ein altes Kommunikationsmantra gegen ihn: Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht. Selbst wenn er nicht gemeint hätte, man müsse Clinton (oder die von ihr ernannten RichterInnen) töten, gibt es sicher einen Lone Wolf der die Aussage genau so auffasst. So sieht das jedenfalls der für die Sicherheit der KandidatInnen verantwortliche Secret Service:
The Secret Service is aware of the comments made earlier this afternoon.
— U.S. Secret Service (@SecretService) August 9, 2016
Man könnte in Versuchung geraten, das als letzten absoluten Schlusspunkt für Trump zu sehen: Wer dazu aufruft, seine politische Gegnerin zu töten, der kann doch in der ältesten und besten Demokratie (TM) der Welt keine Wahlen gewinnen?
Und dann liest man Kommentare im Netz und ist sich schon wieder nicht mehr so sicher, ob es nicht genug Menschen gibt, die das nur als weiteren Beweis für das Leadership ihres Strong Man sehen.